HistorieDer Bürger- und Bezirksverein Barmen-Mitte e.V. – eine Gründung der Nachkriegszeit.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. jur. Karl Pathe gewählt, der leider schon 1951 verstarb, und zum zweiten Vorsitzenden Willibrord Lauer. Zum Nachfolger des verstorbenen Gründungsvorsitzenden wurde 1951 Rechtsanwalt Dr. jur. Herbert Krefft gewählt. Der Bezirksverein Barmen-Mitte hatte einen Vorgänger, den etwa 1890 gegründeten „Mittelstädtischen Bezirksverein“, dessen Archiv 1943 vernichtet wurde. So ist nur bekannt, dass sein letzter Vorsitzender Rechtsanwalt Dr. jur. Bockmühl, über einen Zeitraum von etwa zwölf Jahren amtierte, bis der Bürgerverein durch die Nationalsozialisten gezwungen wurde, seine Arbeit einzustellen. Der Bezirksverein Barmen-Mitte hat wegen seiner Lage im Zentrum einer ehemals selbständigen Großstadt einen besonderen Charakter. Er ist traditionell im vorparlamentarischen und politischen Raum tätig, zumal sich mit dem Rathaus das Wuppertaler Verwaltungszentrum in Barmen befindet. Barmen – eine prosperierende Großstadt der Gründerzeit. Die Bedeutung Barmens wird durch seine geschichtliche Entwicklung unterstrichen. Um die Jahrhundertwende war Barmen während der „Gründerzeit“ zu einer in Europa herausragenden industriellen und wirtschaftlichen Blüte gelangt. Dies bezeugten zahlreiche öffentliche Einrichtungen. So stand der Bevölkerung mit der Barmer Stadthalle ein Kulturzentrum für 1800 Personen zur Verfügung mit einer Gesamtfläche von 2600 m², die auch einen Konzertsaal von 770 m² umfasste. Gegenüber der Stadthalle befand sich ein großzügig angelegtes Planetarium. Barmen verfügte in der Nähe des Toelleturms über ein eigenes Luftkurhaus. Das Luftkurhaus bot als anspruchsvolles Ausflugs- und Festlokal einen würdigen Rahmen für die Geselligkeiten der Wuppertaler Bürger. Die vorgenannten Attraktionen konnten mit der Barmer Bergbahn erreicht werden, der ersten deutschen Zahnradbahn und ersten der Welt mit elektrischem Antrieb. Repräsentative Gebäude, wie der Hauptbahnhof und die Hauptpost bereicherten das Stadtbild. Der Wuppertaler Hof galt als Treffpunkt internationaler Geschäftsleute. Eine mustergültige Sportanlage war das Waldstadion. Das Haus Bredt-Rübel aus dem Jahre 1784 beherbergte das Barmer Heimatmuseum. Im kulturellen Bereich ist der Konzertsaal im Gebäude der Concordia zu nennen. Dieser war als erster Konzertsaal Deutschlands mit einer Orgel ausgestattet. Die bedeutendsten Solisten und Dirigenten der Welt gaben hier aufsehenerregende Konzerte. Das von Dr. Reiche geleitete Kunstmuseum in der Ruhmeshalle besaß eine wertvolle Gemäldesammlung klassischer moderner Malerei und tätigte den ersten öffentlichen Picasso-Ankauf. Das Barmer Stadttheater bot glanzvolle Opernaufführungen. Hier dirigierte Knappertsbusch Wagners „Ring der Nibelungen“. Alle genannten Gebäude und Einrichtungen brannten beim Luftangriff 1943 aus. Wiederaufbau in der Nachkriegszeit. Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit in der Nachkriegszeit lag in der Beteiligung beim Wiederaufbau Barmens. Ein Bericht über das Jahr 1951 vermittelt einen Eindruck von den vielfältigen Tätigkeiten: Neben zahlreichen Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen suchte der Vorstand allein elfmal den Oberbürgermeister oder Bürgermeister, fünfmal den Oberstadtdirektor oder Stadtdirektor und siebenmal Beigeordnete auf. Darüber hinaus fanden Besprechungen statt mit dem Bundeswirtschaftsministerium, der Informationsabteilung des Amtes des amerikanischen Hochkommissars in Frankfurt, der Bundesbahndirektion, der Oberpostdirektion und der Industrie- und Handelskammer. Schon 1951 gab der Verein gedruckte Mitteilungsblätter heraus. Die Geschäftsstelle des Vereins versandte in jenem Jahr: 1981 Briefe, 3205 Einladungen und 2119 Rundschreiben. Geschäftsstelle und Vorstandsmitglieder führten 7800 Telefongespräche. Um die Interessen der Bürger im Osten der Stadt nachdrücklicher wahrnehmen zu können, kam es durch Initiative des Bezirksvereins Barmen-Mitte darüber hinaus im Jahre 1951 zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertal-Ost“ mit 15 angeschlossenen Bürgervereinen. In der Barmer Innenstadt gibt es kein Projekt von Bedeutung, um das sich der Bezirksverein nicht gekümmert hat. Im März 1954 beispielsweise protestierte der Bezirksverein energisch mit einem Flugblatt und mehreren Versammlungen gegen die Stilllegung der Barmer Bergbahn. 1959 wurde trotz des Widerspruchs auch anderer Vereine und Organisationen die Bergbahn stillgelegt, was später in den Schweizer Prognos-Gutachten besonders gerügt worden ist. Heute erinnern noch die im Bereich der früheren Strecken errichteten Granitstelen und ein im Oktober 1984 errichtetes, von der Barmer Ersatzkasse gestiftetes Denkmal an diese einzigartige Attraktion Wuppertals. Doch der Bezirksverein hatte Erfolge! Das Vorstandsmitglied Lauer konnte den Barmer Verschönerungsverein dafür gewinnen, ein geeignetes Gelände abzugeben und damit die Hauptverwaltung der Barmer Ersatzkasse, die im Jahre 1867 von Mitliedern des „Kaufmännischen Vereins von 1867 zu Barmen“ gegründet worden war, wieder nach Barmen zurückzuholen. Mit der am 24. Oktober 1900 durch Kaiser Wilhelm II. eröffneten Ruhmeshalle war in Barmen ein Gebäude entstanden, dessen Architektur beeindruckte. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Ruhmeshalle aus. 15 Jahre mussten vergehen, bis das Bauwerk als „Haus der Jugend“ wiedererstand. Dem mutigen Eintreten des Bezirksvereins Barmen-Mitte verdankt die Stadt den Erhalt der Bilder-Friese. Im September 1958 wurde das Barmer Rathaus nach Abschluss der Wiederaufbauarbeiten Sitz der Wuppertaler Verwaltung. In dem Teilstück des Werth zwischen Alter Markt und Heubruch wurde 1960 die erste Fußgänger-Zone Deutschlands eröffnet. Der Fußgängertunnel Alter Markt wurde 1962 fertiggestellt. Zwei Jahre später entstand eine Promenade an der Wupper zwischen Finanzamt und Credit- und Volksbank. Am 10. April 1967 wurde der Neubau des Schwebebahn-Bahnhofes Barmen eingeweiht. Die Bauarbeiten rund um den Alten Markt erreichten nach fünf Jahren mit der Fertigstellung des großen Verkehrskreuzes Rathausbrücke ihren Höhepunkt und Abschluss. Die Stadtentwicklung in den 1970er und 1980er Jahren. Im November 1970 eröffnete Oberbürgermeister Gottfried Gurland das Engels-Haus. Im darauffolgenden Frühjahr bezogen die Wuppertaler Stadtwerke den großen Neubau an der Bromberger Strasse. Der erste Vorsitzende des Bezirksvereins Dr. jur. Herbert Krefft verstarb im Juni 1971, nach über 20-jährigem erfolgreichem Wirken. Mit ihm verlor der Verein eine engagierte Persönlichkeit, die auch viele Jahre im Vorstand des Stadtverbandes der Bürger- und Bezirksvereine gewirkt hatte. Ihm folgte im Vorsitz Rechtsanwalt Lutz Roeder. 1973 beschloss der Rat der Stadt Wuppertal das „Räumlichfunktionale Entwicklungskonzept“. Dieses Konzept ist nach Meinung des Vereins bis heute den Bedürfnissen der Barmer Bürger und dem Stadtteil Barmen, in dem die weitaus höchsten Steuern erwirtschaftet werden, nicht gerecht geworden. 1991 gingen im Finanzamt Barmen ca. 1,5 Milliarden an Steuern ein, in Elberfeld ca. 1 Milliarde. Im März 1975 legte Rechtsanwalt Lutz Röder aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz nieder. Seine Nachfolge trat Rechtsanwalt Dr. jur. Hövelmann an. Im Jahre 1977 beschloss der Rat das Rathaus in Barmen um das technische Rathaus mit einer Fläche von 8.660 Quadratmetern zu erweitern. Im September 1978 wurde die Fußgänger-Zone Oberer Werth eröffnet. Der Künstler Friedrich Werthmann schuf den Kugelbrunnen. Im März 1981 fand ein erneuter Vorstandswechsel statt. Als Nachfolger von Dr. Hövelmann wurde Frank Hielscher zum ersten Vorsitzenden gewählt. Wenige Monate später starb der Ehrenvorsitzende Lauer. Er hatte die Willibrord-Lauer-Stiftung zur Unterstützung armer Menschen in Altenheimen gegründet und in diese sein gesamter Vermögen eingebracht. Die Stiftung konnte bis 1991 an 11400 Bedürftige 1,6 Millionen Mark ausschütten. Im Februar 1983 wurde die Baulücke Alter Markt – Höhne durch einen Neubau geschlossen. Im März wurde das Museum für Frühindustrialisierung eröffnet. Die Restaurierung des Jugendstil-Bahnhofs der Schwebebahn an der Werther Brücke war 1984 beendet. Am 27. Mai 1984 wurde ein Mahnzeichen zur Barmer Theologischen Erklärung von 1935 auf dem Werth aufgestellt. Im April 1988 begann die Neugestaltung der B 7 in Oberbarmen. Die Entwicklung seit 1990. Die Entwicklung Barmens seit dem 1990er Jahren ist stark geprägt von der Knappheit öffentlicher Mittel, die seit 1990 verstärkt für Projekte in den neuen Ländern verwendet wurden. Im März 1991 eröffnete das Kommunikations-Zentrum „Barmer Bahnhof“. 2005 wurde die Umgestaltung des Stadtplatzes „Alter Markt“ abgeschlossen. 2006 – 2009 erfolgte eine umfangreiche Sanierung des Opernhauses, das am 18. Januar 2009 mit einem Festakt wiedereröffnet wurde. 2008 wurde der Barmer Bahnhof von einem privaten Investor erworben und wird seitdem renoviert. Im Herbst 2010 begannen die Arbeiten zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. 2010/2011 erfolgte eine umfangreiche Sanierung des Hauses der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz. Der Bezirksverein Barmen-Mitte setzt sich heute weiterhin mit Ideen und Anregungen bei Stadtplanungen und Bauvorhaben dafür ein, dass Barmen nicht an Bedeutung verliert. Mitglieder des Vorstandes und Beirates halten Kontakt zu den Spitzen aus Rat und Verwaltung und zu den Wuppertaler Bundes- und Landtagsabgeordneten. Auf mehreren Veranstaltungen des Vereins nahmen die Stadtplanungsdezernenten zur städtebaulichen Entwicklung in Barmen Stellung. Der langjährige erste Vorsitzende, Frank Hielscher, hat für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten: er ist inzwischen zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt worden. |